Was dir Alleinsein geben kann

In einer Zeit, in der wir durch Social Media theoretisch zu jeder Zeit in Kontakt mit unserer Aussenwelt treten können, sind Ruhe und das Alleinsein ein echter Luxus geworden. «Nur» mit sich zu sein, ist für viele gar nicht so einfach, weckt Unsicherheiten und lässt Fragen aufkommen, wie «Was denken die anderen, wenn ich allein ins Kino gehe?».

Doch es lohnt sich diese Unsicherheiten zu überwinden und immer wieder in eine Zeit nur mit sich abzutauchen und davon zu profitieren, was diese Momente auslösen können.

Sich Zeit zu nehmen, um allein zu sein, bedeutet nicht, einsam zu sein.

Dinge allein tun

Ging es dir auch schon mal so, dass du etwas unternehmen wolltest, aber niemand in deinem Umfeld hatte Zeit oder Lust auf deinen Vorschlag? Wie hast du darauf reagiert? Bist du dann trotzdem allein losgezogen, um essen zu gehen oder den Kinofilm zu geniessen oder hast du deine Pläne über Bord geworfen?

Vielleicht hast du deine Pläne trotzdem immer durchgezogen, auch wenn sonst niemand Feuer und Flamme dafür war, vielleicht hat es dich aber auch gehemmt, allein loszuziehen, aus Angst vor Beurteilen.

Wenn Zweiteres zutrifft, dann ist jetzt an der Zeit, deine Perspektive zu ändern. Denn statt dich zu fragen: «Was denken die anderen?» könntest du dich auch fragen «Was könnte ich gewinnen?». Und sollte es bei deinen Plänen nicht sowieso viel mehr um dich als um die Meinung anderer gehen?

Was kannst du gewinnen?

Sicher ist, du erlebts viel mehr, weil du dich nicht davon abhalten lässt, deine Pläne zu verfolgen. Du tust worauf du Lust hast, wonach dir gerade ist und das könnte man als einen Akt der Selbstliebe bezeichnen, da du nicht ignorierst, was du eigentlich tun möchtest. Und durch diese Unternehmungen mit dir stärkst du dein Selbstvertrauen. Mit jedem weiteren Restaurant- oder Kinobesuch mit dir, mit jedem weiteren Ausflug, mit jeder weiteren Reise nur mit dir, wirst du sicherer. Du erkennst, dass deine Selbstsicherheit steigt und dass du Pläne auch ohne fremde «Hilfe» umsetzen kannst.

Als ich beispielsweise vor einigen Jahren ein Austauschsemester in Australien verlebte und anschliessend allein durch Thailand reiste, stärkte es mich ungemein. Ich wurde so viel selbstständiger und selbstbewusster, weil ich eben keine Unterstützung von aussen hatte, sondern auf mich gestellt war. Und genau das, war unglaublich lehrreich. Und:


Je mehr dein Selbstvertrauen wächst, desto weniger interessiert es dich, was Aussenstehende denken könnten.


Zeit mit sich allein zu verbringen, muss nicht bedeuten, dass man unterwegs sein muss.

Nimm dir auch die Zeit nur mit dir allein zu Hause. Geniess es, dich der Berieselung des Alltags zu entziehen. Diese Momente, in denen du für dich bist, ist Zeit und Raum für dich vorhanden, um von dem andauernden Blick nach Aussen in eine Innenschau zu kommen, sich selbst zu beleuchten, zu hinterfragen.

Sich zu fragen:


Bin ich glücklich?

Was brauche ich überhaupt, um glücklich zu sein?

Wo möchte ich hin mit meinem Leben?

Lebe ich meine Werte?


Diese Zeit, in der du für dich bist, ist deshalb so wertvoll, weil du dem Grundrauschen des Alltags entfliesst und ganz gleich wie sehr du sonst den Kontakt mit deinen Liebsten schätzt, wirklich die Möglichkeit hast, in Kontakt mit dir selbst zu kommen. Dieser Kontakt lässt sich noch dadurch steigern, indem du beispielsweise meditierst oder aufschreibst, was dich bewegt.


Ganz gleich, wie du es machst, wichtig ist nur, die Verbindung zu dir selbst zu stärken.


Eines dürfen wir ebenfalls nicht vergessen, egal wie gut oder eng unsere Beziehungen zu den Menschen in unserem Umfeld sind, der Mensch, der sicher immer an deiner Seite sein wird, bist du selbst. Die Bedeutung der Beziehung zu dir selbst ist daher unglaublich gross. Deshalb solltest du auch besser heute als morgen damit anfangen, dich mit dir zu beschäftigen, dich besser kennenzulernen, dir Zeit zu schenken und im Idealfall mit dir umzugehen, wie mit einem besten Freund/ einer besten Freundin.

Für mich persönlich ist diese Zeit unerlässlich und dient mir dazu, bewussten Kontakt zu mir aufzunehmen und nicht durch mein eigenes Leben zu hasten.


Nimm dir bewusst Zeit für dich, sieh sie als Termin in deinem Kalender an, der nicht einfach verschoben werden kann, sondern von grosser Wichtigkeit ist.


Wir kennen es alle, wir warten irgendwo auf den Bus, die Bahn oder die beste Freundin im Café und anstatt den Blick schweifen zu lassen, ins Leere zu schauen oder den eigenen Gedanken nachzuhängen, geht der Griff ziemlich schnell zum Handy und wir verbringen die Zeit in der virtuellen Welt.

Dabei wären diese Wartezeiten perfekt, um einfach mal einen Moment nichts zu tun. Um nur zu sein, die Umgebung zu inspizieren und die eigenen Gedanken kommen und gehen zu lassen. Ich weiss selbst, wie verführerisch ist, dies zu tun. Denn es ist doch eine angenehme seichte Berieselung des eigenen Geistes.

Und auch wenn ich solche Zeiten hin und wieder nutze, um Dinge am Handy zu erledigen, wie zum Beispiel mich bei meinen Liebsten zurückzumelden, so versuche ich doch, so oft wie möglich mein Handy zur Seite zu legen und in den Moment zu kommen, ohne digitale Beschallung.

Irgendwie auch, weil ich das Bild so dramatisch finde, wenn ich mir die Wartenden nehmen mir anschauen, die mit dem Kopf nach unten (Nackenprobleme vorprogammiert) dastehen oder sitzen und wie ferngesteuert wirken. Viel zu oft, bin ich ebenfalls eine von ihnen. So oft es geht, möchte ich es allerdings vermeiden.


Denn, was wir in unsere Leben brauchen, ist sicher nicht mehr Zeit in der virtuellen Welt, sondern in der realen, mit uns selbst.


Mit sich zu sein, statt bei jeder Gelegenheit in virtuelle Welten abzudriften – das kann man lernen. Ein Bewusstsein für den Mechanismus, des Griffs nach dem Handy ist dafür ein wichtiger erster Schritt. Denn erst, wenn wir wissen, dass wir in Leerlauf-Momenten nach ihm greifen, können wir in Zukunft auch einmal bewusst auf diesen routinierten Griff verzichten. Und mit diesem Verzicht lernen wir nach und nach diese «Leere» auszuhalten, sogar für uns zu nutzen und auszuhalten, dass wir nicht beschäftigt aussehen, sondern einfach nur warten. Und das ist okay. Wir warten alle mal, wir sind deswegen nicht weniger wert.

Man darf ruhig sehen, dass auch du mal warten musst.


Nutze Leerläufe, nutze Alleinsein für dich.

Denn sie bieten immenses Potential, dich und dein Selbstvertrauen zu stärken, dich besser kennenzulernen, für dich herauszufinden, was du für dein eigenes Wohlbefinden brauchst und aufzuarbeiten, was dich beschwert, was dich zurückhält.

All das liegt in deiner Hand und damit die wunderschöne Möglichkeit, mehr bei dir anzukommen und deine Zufrieden zu stärken.

Jetzt würde mich interessieren, verbringst du regelmässig Zeit nur mit dir allein und wenn ja, was gibt dir diese Zeit? Und falls du es noch nicht tust, gedenkst du, es zu tun?

Ich freue mich auf deine Antworten!


Viel Liebe,

Deine Anna