Not Everybody’s Darling
Während meiner Schulzeit war es mir unglaublich wichtig, anderen zu gefallen. Es war für mich von grosser Bedeutung in meiner Klasse, und am besten auch darüber hinaus, beliebt zu sein. Zum damaligen Zeitpunkt war mir allerdings gar nicht bewusst, wieso ich dies wollte. Mal ganz davon abgesehen, dass ich schon immer ein Mensch war und immer noch bin, der Harmonie sehr schätzt und sich allein deswegen gerne in einem friedvollen und positiven Umfeld bewegt.
Was mir damals noch nicht so klar war, ist:
Du wirst nie allen gefallen.
Und das ist absolut in Ordnung so.
Noch dazu ist der Versuch, allen zu gefallen, zwecklos. Denn, indem du anfängst dich zu verändern, gefällst du manchen vielleicht mehr, anderen hingegen weniger. Du wirst es niemals allen recht machen können. Das ist einfach unmöglich, ganz gleich, wie du dich gibst. Also fang am besten gar nicht erst damit an, irgendwer sein zu wollen, der du nicht bist.
Und die Frage ist doch auch: Gefällst du dir, wenn du dich den Vorstellungen anderer anpasst? Kannst du aus tiefstem Herzen sagen: «Ja, ich gefalle mir so»? In den meisten Fällen, würde wahrscheinlich eine Stimme in dir laut werden, die der Ansicht ist, dass gerade etwas falsch läuft.
Angst vor Ablehnung
Neben dem bewussten Verändern für andere, neigen wir ebenso oftmals dazu, die Seiten an uns zu verstecken, von denen wir ausgehen, dass sie anecken könnten. Doch langfristig können wir uns weder verstellen, noch Seiten an uns unterdrücken, denn dann spielen wir eine Rolle und das können wir nicht ewig tun. Irgendwann fällt der Vorhang, hinter dem sich unser wahres Ich verbirgt und das nicht mehr unterdrückt werden möchte.
Auf die Dauer eine Rolle zu spielen, macht unzufrieden, denn im Gegensatz zu einem Schauspieler oder einer Schauspielerin wird die Rolle nicht aus einer Freude des Spielens heraus angenommen, sondern ist mit der Angst begründet, für das, was man ist, abgelehnt zu werden.
Dich gibt es kein zweites Mal
Das Schlimme an dem Verleugnen des eigenen authentischen Ichs ist, dass wir es meist für Menschen tun, die mit unserem wahrhaftigen Ich nichts anfangen können. Spätestens, wenn wir zu dieser Erkenntnis kommen, sollten uns klar sein:
Sie sind es nicht wert.
Sich zu verändern, zu wachsen, um zu einer besseren Version der eigenen Person zu werden – cool.
Sich zu verstellen und zu verstecken, um Personen zu gefallen, die niemals unseren Glanz sehen werden – sinnlos und unnötig.
Und um mal wieder Samy Deluxe zu zitieren:
«Unsere Eltern haben keinen hier umsonst gemacht»
Was soll ich sagen? Samy hat Recht. Jede und jeder von uns wird hier gebraucht. Und zwar nicht unsere Imitation anderer Personen, sondern wir und unsere wahrhaftigen Persönlichkeiten. Wir dürfen uns zeigen, wie wir sind, mit unseren Geschichten, unseren Stärken und Schwächen, unseren Verletzungen, unseren Besonderheiten.
Dich gibt es kein zweites Mal – und deshalb braucht die Welt genau dich, genauso wie du bist – dein authentisches, wahres Ich.
Das eigene Rollenspiel aufgeben
Doch, woher kommt überhaupt dieser Wunsch danach der Liebling aller zu sein?
Ich denke, dieser Wunsch begründet sich vor allem aus unserer Angst davor, nicht geliebt zu werden und aufgrund dieser fehlenden Liebe allein gelassen zu werden. Vermutlich war es unterbewusst genau diese Angst, die mich während meiner Schulzeit antrieb, allen gefallen zu wollen.
Eine Angst, die meiner Ansicht nach, auf unsere Kindheit zurückgeht, wenn man bedenkt, dass wir auf die Liebe, die Aufmerksamkeit und Zuwendung unserer Eltern angewiesen waren, um zu überleben. Diese Angst ist bei den meisten von uns tiefverwurzelt und unser inneres Kind erinnert uns ab und an wieder daran.
Auch das ist okay, allerdings sollten wir versuchen, nicht aus dieser Angst heraus anzufangen, uns zu verstellen. Viel eher sollten wir unserem inneren Kind, gut zureden und ihm sagen, dass es keine Angst haben braucht, wir schon gross sind und gut auf uns alleine aufpassen können.
Und wir können ihm sagen:
Du wirst geliebt, ganz genauso wie du bist.
Was würde uns ausserdem die Liebe derer bringen, ganz besonders langfristig gesehen, die uns nur in unserer Rolle lieben?
Höchstens das kurzfristige Gefühl von Anerkennung, bis wir realisieren, dass diese Menschen etwas an uns lieben, was wir eigentlich gar nicht sind. Eine Rolle zu spielen, um anerkannt zu werden, kann nicht der richtige Weg sein, denn diese zu spielen, wird uns nicht glücklich machen oder einfacher werden– im Gegenteil. Auch, wenn es vielleicht manchmal gar nicht so leicht ist, sich zu zeigen, wie man ist, lohnt es sich, die Angst davor zu überwinden. Zumal wir doch für das geliebt werden wollen, was wir tatsächlich sind – ohne Maske, ohne Rolle, ganz einfach wir selbst.
Für Andere perfekt sein wollen
Mir ist durchaus bewusst, dass es gar nicht so einfach ist, man selbst zu sein, vor allem bei den Menschen, bei denen wir einen besonders guten Eindruck, wenn nicht sogar den perfekten Eindruck hinterlassen wollen. Ich weiss allerdings aus eigener Erfahrung, dass dieser Anspruch an uns selbst, meist zum Gegenteil führt: Wir verkrampfen während wir versuchen Perfektion zu vermitteln.
Spätestens an diesem Punkt dürfen wir uns daran erinnern, dass unser authentisches, gelöstes Ich sich zeigen darf, schliesslich lohnt sich das Streben nach Perfektion nicht einmal. Durch unser Verkrampfen erinnert es uns nur noch stärker daran, dass wir einen Fehler begehen, wenn wir unser authentisches Ich verstecken.
Doch wie ist man, man selbst?
Die Suche nach dir selbst
Um das herausfinden, hilft es, sich damit zu beschäftigen, wer man eigentlich ist.
Was sind zum Beispiel deine Werte? Was hast du mit deinem Leben noch vor? Was hast du für Visionen und Ziele? Was liebst du zu tun?
Lerne dich besser kennen. Nimm dir Zeit dafür, du musst es nicht jetzt und sofort herausfinden. Meditieren hilft übrigens auch sehr, um sich klarer darüber zu werden, wer man ist und was man vom Leben will.
Schreib deine Erkenntnisse unbedingt auf und wirf hin und wieder mal einen Blick darauf, sie werden dich daran erinnern, deine Werte und Visionen zu leben und damit mehr und mehr bei dir anzukommen, das Leben zu leben, das du dir wünscht und endlich zu zeigen, wer du wirklich bist.
Stehe zu der Person, die du bist, denn du bist nicht hier, um irgendwer anders zu sein.
Du bist hier, um Du zu sein. Du darfst dein Leben dazu nutzen, um immer weiter zu deinem wahren Kern vorzurücken, dich immer mehr zu erkennen und zu wachsen, aber sicher nicht um ein Imitat oder eine Kopie zu sein.
Wir brauchen dich als das Original, das du bist.
Mehr Liebe
Gib dich zu erkennen als die Person, die du bist und umgib dich mit Menschen, die genau das zu schätzen wissen. Und damit noch mehr Menschen sich und ihr Licht zeigen, begegne ihnen und ihren Besonderheiten mit Liebe, so wie du es dir auch für dich wünscht.
Wir brauchen mehr Liebe und die gegenseitige Liebe für einander, für unsere Besonderheiten und die der anderen lassen uns wissen:
Hier darf ich sein, wer ich bin und ich werde (trotzdem oder gerade deswegen) geliebt.
Verabschiede dich davon, allen gefallen zu wollen, das ist nicht nur anstrengend, sondern unmöglich.
Lass stattdessen los, liebe dich selbst, zeig, wer du bist und du wirst genau dafür geliebt werden.
Warst oder bist du der Liebling aller? Was treibt dich an, «Everybody’s Darling» zu sein oder dich von diesem «Ziel» zu distanzieren?
Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen!
Alles Liebe,
Deine Anna
Political Correctness ist in aller Munde und wird teilweise kontrovers diskutiert. Warum es auch dich etwas angeht und warum es an der Zeit ist, deine Sprache anzupassen, erfährst du in diesem Post.