Aus Verantwortung den eigenen seelischen Ballast aufarbeiten

Arbeitest du an dir?

Ich meine, arbeitest du wirklich an dir? Ich meine damit nicht, ob du mittlerweile öfter Zahnseide benutzt oder weniger Netflix schaust. Das ist auch cool und ich bin ein echter Fan von Zahnseide, aber heute soll es um etwas anderes gehen.

Ich glaube, viele von uns, und ich war eine davon, nehmen unser Schicksal einfach so hin. Wir gehen zur Schule, machen unsere Ausbildung oder studieren, versuchen vielleicht uns ein bisschen gesünder zu ernähren, ein wenig mehr Sport zu machen und geben dabei unser Beste, dem zu entsprechen, was man in der Gesellschaft halt so tut.

Im Grunde genommen, hadern allerdings viele mit ihrem Leben, ihrem Schicksal, ihrer Geschichte, ihrem Körper oder ganz generell damit, wie sie sind.

Ich kenne das von mir selber. Irgendwann kommt man an den Punkt, an dem man denkt, dass das eigene Leben nicht so einfach ist und auf irgendeine Art nimmt man diese «Tatsache» für sich an. Zumindest in meiner Welt war das so. Wir schliessen auf eine komische Weise Frieden damit, dass das Leben schwer ist.

 

Bis man aufwacht.

 

Ich kann nicht mal mehr genau sagen, wann es bei mir war. Aber irgendwann habe ich realisiert:

Ich muss was verändern.

 

Bei mir war der erste Ansatzpunkt mein Essverhalten oder generell mein Verhältnis zum Essen und zu mir selbst. Das war der Beginn davon, dass ich verschiedene Dinge beispielsweise in Hinblick auf meine Ernährung ausprobierte und auch wenn es teils besser wurde, fand ich nie die Lösung, die alles zum Positiven veränderte. Diese Lösung fand ich erst Jahre später mit meiner gesunden, veganen Ernährung. (Wenn du mehr zu diesem Thema erfahren möchtest, check meinen Post «Wie der Veganismus mich gerettet hat» aus.)

Angetrieben wurde mein Wunsch, meinen seelischen Mist aufzuarbeiten, von der Aussicht auf ein glücklicheres und zufriedeneres Leben.

 

Die Arbeit an dir selber

Von dieser Aussicht angetrieben, begann ich mit der Arbeit an mir selbst.

Ich würde sagen die Arbeit an mir selber ist die intensivste, härteste, aber auch tollste Erfahrung, der ich mich je in meinem Leben gestellt habe. Ja, es ist keine einfache Arbeit, aber sie ist die wichtigste Arbeit, der du in deinem Leben nachgehen kannst. Denn auf lange Sicht führt sie dich zu einem glücklicheren, befreiteren und weiseren Ich.

Mir ist aber durchaus bewusst, dass das eigene Ich manchmal nicht als Motivation ausreicht, um den eigenen Schweinehund zu überwinden, sich vom eigenen Opfermodus zu verabschieden oder Arbeit in sich selbst zu investieren, denn all das ist anstrengend und alles andere als bequem.

Zukünftige Kinder als Antrieb

Auch in meinem Fall gab es neben einer besseren Version meines eigenen Lebens, noch einen weiteren wichtigen Antrieb:

Nämlich die Erkenntnis, dass ich meinen eigenen seelischen Ballast nicht an meine zukünftigen Kinder weitergeben wollte.

Ich weiss noch, wie ich früher oft zu dem wunderbaren Mann an meiner Seite gesagt habe, dass ich nicht möchte, dass unsere Kindern in irgendeiner Form durch meinen Mist, das heisst, meine negativen Glaubenssätze, meine Ängste, mein liebloses Verhalten mir und meinem Körper gegenüber und meine unaufgearbeiteten Verletzungen, negativ beeinflusst werden.

Und glaubt mir, das tun wir, wenn auch in den meisten Fällen unbewusst.

Wir geben damit unseren Kindern einen Rucksack an seelischem Ballast mit auf den Weg. Niemand tut dies zwar wirklich absichtlich. Das heisst allerdings nicht, dass wir nichts daran ändern könnten oder sollten.

Ich würde sogar sagen, es liegt in unserer Verantwortung, etwas zu verändern, wenn nicht für uns, dann wenigsten für unseren Nachwuchs, denn der kann wirklich gar nichts dafür, was wir in unserem Leben schon alles erfahren mussten.

 

Sozialisierung unserer Kinder

Kinder sollten doch so unbeschwert und leichtfüssig ins Leben starten, wie nur irgend möglich. Wir dürfen sie dabei unterstützen. Wir dürfen für sie die Basis für ein glückliches Leben legen.

Ich meine damit nicht nur die Dinge, die wir unseren Kindern explizit sagen, sondern vor allem die Dinge, die wir ihnen vorleben. Denn ich habe mir sagen lassen, dass die Kleinen vorwiegend das verinnerlichen, was wir ihnen vorleben und weniger, was wir ihnen explizit sagen.

Wir sozialisieren sie und auf diese Weise eignen sie sich logischerweise nicht nur das Positive, sondern eben auch das Negative an, unsere Ängste und negativen Glaubenssätze zum Beispiel.

Und während bestimmte Verhaltensweisen vielleicht je nach Auge nach des Betrachters als positiv oder negativ bewertet werden könnten. Wie zum Beispiel, ob ein Kind leise oder laut spricht, weil die eigenen Eltern es eben so tun, können andere Aspekte sehr allgemein als wenig förderlich für das Kind angesehen werden.

Wenn ein Kind durch die Ängste seiner Eltern beispielsweise vor Spinnen, ebenso diese Angst entwickelt, ist dies sicher nicht förderlich für das Kind.

Oder wenn eine Alleinerziehende Mutter einen Hass gegen Männer entwickelt, weil sie Vorwürfe gegen ihren Ex-Mann ins sich trägt, dann ist das wenig dienlich für die Selbstannahme des Kindes, aber auch für sein Männerbild und zukünftige Partnerschaften.

Wenn ein Vater schlecht mit seinem Sohn umgeht, weil der eigene Vater es auch schon so getan hat, dann ist auch dies definitiv problematisch.

Was ich mit diesen Beispielen versuche aufzuzeigen, ist, wie immens gross unser Einfluss, bewusst oder unbewusst, auf unsere (zukünftigen) Kinder ist. Es liegt in unserer Verantwortung ihnen das beste Zuhause und die beste Grundlage für ein wunderbares Leben zu schenken.

Sobald wir Eltern werden, ist es daher umso wichtiger das wir mit uns im Reinen sind, denn unsere Kinder saugen alles auf, was wir tun, egal ob positiv oder negativ.

 

Deine Kinder = Deine Verantwortung

Erinnerst du dich noch an die «Super Nanny», die Erziehungs-Doku? Ich habe diese Sendung als Jugendliche damals sehr interessiert verfolgt und hatte immer grosses Mitleid mit den Kindern, die dort zu sehen waren. Der Ursprung von dem «Fehlverhalten» der Kinder, wegen dem die «Super Nanny» überhaupt gerufen wurde, lag meist bei den Eltern.

Sehr vereinfacht gesagt:

Sie schlugen ihre Kinder, weil sie als Kinder geschlagen wurden.

Sie konnten ihren Kindern keine Liebe schenken, weil sie selber nie welche bekommen hatten.

Sie konnten nicht ruhig mit ihren Kindern reden, sondern schrien sie an, weil sie selber von ihren Eltern angeschrien wurden oder so voller Schmerz waren und es an ihren Kindern ausliessen, da sie keinen anderen Weg sahen, um ihre Wut kanalisieren.

Wenn ich solche Geschichten hörte, brach mir das damals schon das Herz. Mir taten die Eltern leid und die Kinder hätte ich am liebsten direkt adoptiert (ich war damals vielleicht 14 oder 15 Jahre alt :D).

Aber wieso ich jetzt auf diese Beispiele zu sprechen komme, ist, dass die Wichtigkeit deiner Geschichte, deines Schicksals, im Prinzip sogar du selbst, ein Stück weit in den Hintergrund rücken, sobald du Kinder hast. Denn ihr Schutz ist die oberste Priorität, sie können sich nichts selber schützen und noch dazu können diese kleinen Wesen nichts für deinen Ballast. Sie sollten also auch nicht unter ihm leider müssen.

Das realisierte ich schon damals, als ich diese Sendung im Fernsehen sah.

Jetzt wirst du vielleicht intervenieren und sagen: «Aber ich kann ja auch nichts für meinen Ballast». Das mag sein, aber und jetzt kommt das grosse Aber, sobald du Kinder hast, trägst du Verantwortung für sie, in jeder Hinsicht. Das sind deine Babies und du bist nicht nur verantwortlich dafür, dass sie genug zu essen und ein Dach über dem Kopf haben, sondern auch dafür, dass du ihnen nicht dein Päckchen mit deinen Verletzungen und Ängsten mit auf den Weg gibst.

 

Verletzungen als Basis für persönliches Wachstum

Du darfst deine Verletzungen, Schmerzen und Traumata aufarbeiten, aus ihnen lernen und etwas Positives für dich und deine Kinder aus ihnen ziehen. Du darfst an ihnen wachsen.

Dabei empfehle ich dir, nicht in den Vorwurf gegen deine Eltern zu gehen, falls du das Gefühl hast, dass sie dir ihren Ballast mit auf deinen Lebensweg gegeben haben. Denn sie haben dir vermutlich nicht mit Absicht ihren Rucksack aus Verletzungen und Ängsten übertragen, sie wussten es wahrscheinlich nicht besser und haben selber wiederum ein Päckchen von ihren Eltern bekommen, die wiederum von ihren und so weiter und so fort.

Du siehst, es ist ein endloser Rattenschwanz – bis jetzt. Du kannst diesen Teufelskreis unterbrechen, denn du weisst es nun besser.

Ich habe meine Geschichte, meine Verletzungen und Ängste auch mal als etwas Negatives, etwas Belastendes gesehen, heute sehe ich sie als Segen. Weil ich mich mit ihnen auseinandergesetzt, sie aufgearbeitet, angenommen und aus ihnen gelernt habe, denn ungeschehen machen, kann ich sie nicht und mittlerweile will ich es auch gar nicht mehr.

Liebe, Zuspruch & Feingefühl

Ich möchte aus dem von mir Erlebten, positiv, wie negativ, das Beste für mich und meine zukünftigen Kinder herausholen. Niemand von uns ist ein ungeschriebenes Blatt und das ist auch gut so. Dadurch können wir unserem Nachwuchs so viel mit auf den Weg geben.

Das Beste wäre es dabei, wenn wir ihnen nicht unseren seelischen Mist mitgeben, sondern unsere Learnings aus ihm.

Wir dürfen unsere Weisheiten aus unserer Geschichte an sie weitergeben und sie dürfen daraus machen, was ihnen guttut, ihren Weg gehen und irgendwann ihre ganz eigenen Entscheidungen fällen, aber auch Fehler machen.

Wir müssen unseren Kindern nicht mit unserem Ballast in irgendeiner Form «abhärten», wir dürfen sie hingegen durch Liebe, Zuspruch und Feingefühl stark für ihr Leben und die Welt machen.

 

Das, genau das, ist die eine der grössten Motivationen, die wir haben können.

Nämlich, die beste Mama oder der beste Papa sein zu können, die oder der man nur sein kann.

 

Dein persönlicher Antrieb

Aber natürlich reichen wir allein auch aus, um etwas in unserem Leben zu verändern und unseren Ballast Stück für Stück loszulassen. Wir können aber auch unsere/n Partnerin/Partner oder unsere Eltern oder wen auch immer als unseren persönlichen Antrieb wählen, um uns und unser Seelenleben zum Positiven zu wandeln.

 

Wichtig ist einzig, dass du losgehst, für dich und dein Leben.

 

Dein Leben ist kein Zufall und du bist auch kein Opfer deines eigenen Lebens. Du hast es in der Hand, etwas zu verändern. Es liegt an dir, wie du mit deiner bisherigen Geschichte umgehst und ob du sie weiterhin als Ballast ansiehst oder als Quelle von Weisheit und vielleicht sogar Lebensfreude.

Ich wiederhole es noch einmal: Dein Leben ist kein Zufall und alles, was in deinem Leben passiert, passiert aus einem Grund. Manchmal sehen wir diesen Grund nicht auf den ersten Blick, aber wenn wir anfangen genauer hinzusehen, dann erkennen wir manchmal früher, manchmal später, warum die Dinge gelaufen sind, wie sie gelaufen sind.

 

Du allein entscheidest, was deine Geschichte für dich ist: Ballast oder Inspiration.

Du allein entscheidest aber auch, was du deinen Kindern mit auf den Weg gibst: Ängste oder das Wissen, das hinter der Angst die Freiheit liegt.

 

Jetzt würde mich natürlich interessieren, was deine grösste Motivation ist, an dir zu arbeiten. Biste es du selber oder auch deine zukünftigen Kinder? Oder hast du schon Kinder, die dich jeden Tag dazu motivieren, ein besserer Mensch zu sein?

Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen.

 

Alles Liebe und viel Erfolg bei deinem persönlichen Wachstum. Ich begleite dich gerne dabei, wenn du magst,

Deine Anna