Hör’ auf zu kämpfen

Bis vor einigen Jahren empfand ich mein Leben als schwer, als Kampf. Ein typischer Gedanke aus dieser Zeit war: «Ich kämpfe an allen Fronten», was deutlich macht, dass ich mich im Krieg befand, gegen mich, das Leben, ein bisschen vielleicht auch gegen den Rest der Welt.

Meine grössten «Fronten» waren meine jahrelange Essstörung, gedanklicher und gefühlsmässiger Ballast aus der Vergangenheit, fehlende Selbstliebe und ein forderndes Studium. Ich fühlte mich überfordert – kein Wunder, wenn man bedenkt, dass mir nur schon die Basis für ein glückliches Leben fehlte, wie beispielsweise Selbstliebe, positive Gedanken und ausreichend Nahrung.

Als ich mich der Hauptfront nämlich meiner Essstörung stellte und zwar nicht mit kurzfristigen Lösungen, wie die vielen Male zuvor, sondern dieses Mal mit Fokus auf eine tatsächliche Heilung meines gestörten Essverhaltens, merkte ich, wie nach und nach auch andere Fronten zu bröckeln begannen.

Ich weiss noch, dass ich im Rahmen dieses Heilungs- und Wachstumsprozesses während eines Fluges von Kopenhagen nach Zürich realisierte, dass ich nicht mehr kämpfte. Wie aus dem Nichts dachte ich plötzlich: «Ich kämpfe nicht mehr». Und verstehe mich nicht falsch, es war zu dem Zeitpunkt nicht so, dass all meine offenen Baustellen verschwunden waren oder ich ununterbrochen überglücklich war, aber ich hatte aufgehört mein Leben als Kampf zu verstehen.

Was hatte ich nun verändert, um mein Leben nicht mehr als schwer und eine Art Kriegsschauplatz zu sehen?

 

Der Weg heraus aus dem Kampf

Ein wichtiger Schritt war, zu erkennen, welche Herausforderungen in meinem Leben vorlagen, diese anzunehmen und nicht im Widerstand mit ihnen zu sein. Ich schloss meinen Frieden mit ihnen, was nicht bedeutet, dass ich mich damit zufriedengab, dass sie Teil meines Lebens waren. Doch ich akzeptierte (für den Moment), dass sie dort waren.

Frieden zu schliessen mit den Dingen, heisst eben auch, aus der eigenen Anspannung, dem Kampf heraus in eine Entspannung zu kommen, loszulassen. Und wie heisst es so schön:

 

Wer loslässt, hat die Hände frei.

 

Neben der Bestandesaufnahme der eigenen Baustellen, der Annahme von ihnen und dem Frieden mit ihnen, hilft es sich konkrete Lösungswege oder zumindest erste Lösungsschritte aus den Kriegsschauplätzen heraus zu überlegen.

Und dann…  Ja dann heisst es, Eigenverantwortung zu übernehmen und wirklich loszugehen für die eigene Vision von innerem Frieden und einem glücklicheren Leben.

Auf diesem Weg heraus aus dem Gefängnis aus deinen ganz persönlichen Herausforderungen und Fronten in die Freiheit, hilft es, um voller Durchhaltevermögen den eigenen Heilungs- und Wachstumsweg Schritt für Schritt zu gehen, ins Vertrauen zu kommen. Ein Glaubenssatz, der dich dabei unterstützen könnte, dich immer wieder daran zu erinnern, voller zu Vertrauen zu sein, könnte folgender sein:


Ich gebe mein Bestes und vertraue darauf, dass ich auf diese Weise meine Ziele erreiche.

 

Dieses Vertrauen hat mir persönlich geholfen, nie aufzugeben und kontinuierlich meinen Weg der Heilung zu gehen, auch wenn es nicht immer einfach war. Ich wusste, dass ich das Richtige tue und darauf vertrauen kann, dass ich nach und nach die Ergebnisse sehen werden, wenn ich weiter meinen Weg gehe.

 

Den Fokus auf das legen, was schon gut läuft.

Wenn man im Kampfmodus ist und gefühlt auf 10 Kriegsschauplätzen versucht, alles zu geben, dann liegt der Fokus nicht darauf, was alles toll läuft, sondern im Gegenteil, darauf, was alles schlecht ist im eigenen Leben.

Um sich aus diesen Gedankenmustern zu lösen und die dunkle Brille, die die eigene Welt in Grautöne taucht, abzulegen, hilft es, den Fokus bewusst auch immer wieder weg von den Herausforderungen des Lebens, hin zu dem, was schon alles gut läuft, zu lenken.

Mir hat in diesem Zusammenhang folgender Spruch immer unglaublich geholfen, meine Herausforderungen und Schwierigkeiten in Relation zu sehen:

 

Viele Menschen würden alles geben, um deine Probleme zu haben.

 

Nehmen wir beispielsweise das eher triviale Beispiel meiner Masterarbeit. Jede Person, die schon einmal eine Arbeit geschrieben hat, weiss, dass man manchmal der Verzweiflung nahe ist. Und das ist auch völlig okay.

Doch wir dürfen uns auch wieder von diesen Momenten der Verzweiflung verabschieden. Um sich von der Verzweiflung zu lösen, hilft es dann, sich bewusst zu machen, dass es Menschen gibt, die gerne unsere Probleme hätten.  

In Bezug auf meine Masterarbeit ist das ziemlich wahrscheinlich. Denn überhaupt in der Lage zu sein, studieren zu dürfen, bedeutet, dass man wahrscheinlich in einem Land lebt, in dem es genug Nahrung und fliessendes Wasser gibt. Gegebenheiten, die für uns normal sind, für viele Menschen jedoch absolute Privilegien darstellen.

Immer also, wenn ich gestresst von meiner Masterarbeit war, versuchte ich, mich möglichst zeitnah von diesem Gefühl zu lösen und mich daran zu erinnern, wie cool, es doch ist, dass ich eine Masterarbeit schreiben darf.

 

Statt zu kämpfen den Weg der inneren Befreiung gehen.

Sich einzulassen, sich hinzugeben und die Situation, in der man steckt, anzunehmen und aus diesem Mindset heraus, eigenverantwortlich Einfluss auf das eigene Leben zu nehmen, das ist kein Kampf mehr, das ist innerer Frieden, das ist innere Freiheit.

Wenn wir dann noch voller Vertrauen durch’s Leben gehen, mit Fokus auf das, was schon schön ist, dann finden wir das glücklichere und zufriedeneren Leben wahrscheinlich schon mitten auf dem Weg zu unserem eigentlichen Ziel.

Wenn wir hingegen gedanklich und in unseren Handlungen im Kampfmodus verharren, werden die Kriegsschauplätze nicht kleiner und die Kämpfe auch nicht weniger – im Gegenteil. Die Dinge, auf die wir uns fokussieren werden nur grösser.

Es liegt an dir zu entscheiden, was in deinem Leben grösser wird, der Krieg oder der Frieden - im Innen, wie im Aussen.

 

Kämpft du noch? Und was hält dich davon ab, mit dem Kämpfen aufzuhören?

 

Viele Liebe,

Deine Anna