Was der Tod uns lehren kann

Der Tod ist kein Unbekannter für mich. Seit ich denken kann, ist er ein Begleiter, um den ich nie gebeten hatte, der immer da war, wie ein Schatten. Ich kannte mein Leben nicht ohne diesen Schatten, war sozusagen an ihn gewöhnt und doch hatte ich das Bedürfnis aus ihm herauszutreten – in die Sonne. Um all das Schöne zu sehen, was vor ihm war und nach ihm kam. Und das tat ich auch.

Was ich schon als Kind durch diesen Schatten lernte, war, dass Schicksalsschläge nicht nur andere treffen, sondern eben auch die eigene Familie treffen können. Das macht demütig, aber auch dankbar für das eigene Leben.

Anfang des Jahres verspürte ich diese Demut noch stärker als sonst, denn innerhalb weniger Tage starben meine beiden Omas. Während es bei der einen Oma schon eine längere Zeit über absehbar war, dass sie wohl bald sterben würde, war es bei meiner anderen Oma eine echte Überraschung, die negative Art von Überraschung.

Während ich den Tod meiner Oma, auf den ich mich mental vorbereiten konnte, relativ schnell recht gut verarbeiten konnte, brauchte ich eine Zeit, um wirklich zu verstehen, dass auch meine andere Oma verstorben war.

Ich bin überzeugt davon, dass man aus jeder Situation etwas lernen kann, aus jeder und wenn sie noch so schlimm ist oder oftmals gerade dann.

Der Tod meiner Grossmütter hat mich gelehrt und mich erinnert, dass ich immer Schülerin des Lebens sein und nie auslernen werden.

Was er mich noch gelehrt hat, erfährst du in den folgenden Zeilen.

 

Wir alle müssen sterben.

Das wird einem immer dann klar, wenn jemand aus dem eigenen Leben geht. In meinem Fall meine Omis. Und genau das schärft wieder die eigene Demut vorm Leben und dient als Erinnerung daran, dass es so schnell vorbei sein und wie dankbar man doch sein kann am Leben zu sein.

Ich glaube, es geht dabei nicht darum, dass wir in Angst und Schrecken vor dem Tod durchs Leben gehen sollten, sondern darum ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass wir nicht ewig leben werden und durch diese Erkenntnis hoffentlich unser Leben achtsamer gestalten.

 

Everything is borrowed.

Wir können abgesehen von unseren Erfahrungen, Geschichten und ganz viel Liebe nichts mitnehmen, wenn wir uns ganz leise oder auch ganz laut vom Leben verabschieden. Das ist es, was mit uns geht. Alle Besitztümer und Statussymbole bleiben zurück. Für manche/n ist das vielleicht beunruhigend, für mich ist es befreiend und ermutigend zugleich. Wir dürfen all den materiellen Ballast zurücklassen und dürfen, das worum es wirklich geht, mit uns nehmen.

Diese Tatsache erinnert daran, schon zu Lebzeiten den Fokus weniger auf das Materielle und stärker auf das eigene Wachstum, die eigenen Erfahrungen und Beziehungen zu legen und Step by Step ebenso den seelischen Ballast abzulegen.

 

Vergib’ schon zu Lebzeiten.

Zu vergeben, ist etwas, das vielen schwerfällt und oft ist es das eigene Ego, das der Vergebung im Wege steht. Viele vergessen dabei, dass wir uns vor allem selbst belasten und beschweren, wenn wir die eigenen Vorwürfe nicht loslassen können und gedanklich immer wieder die schlechten Ereignisse unserer Vergangenheit Revue passieren lassen.

Du machst dir, aber natürlich auch der Person, der du vergibst, das grösste Geschenk, wenn du loslässt, was war. Loslassen heisst nicht, dass du gutheisst, was passiert ist. Es bedeutet nur, dass du nicht willst, dass die negativen Erinnerungen an Vergangenes dich in deinem Heute blockieren.

Und wenn du jemanden vergibst, von dem du weisst, dass er bald sterben wird, dann wirst du ihm das Geschenk machen, mit weniger seelischem Ballast aus dem eigenen Leben zu scheiden. Aber vor allem machst du dir selber das grösste Geschenk, indem du dich von deinen Vorwürfen löst und dich damit selbst befreist.

Genau genommen, wissen wir alle nicht, wie lange wir noch leben werden, deswegen befrei dich und andere durch deine Vergebung so lange es geht.

 

Entschuldige dich, so lange es möglich ist.

Vergiss dein Ego und entschuldige dich für die Dinge, die nicht gut gelaufen sind. Wir alle machen Fehler oder verletzen unsere Liebsten, ohne dass wir das (in den meisten Fällen) beabsichtigen. Umso wichtiger ist es doch, um Entschuldigung zu bitten, so lange wir noch die Chance dazu haben, statt voller Reue zurückzubleiben, wenn wir eben keine Chance mehr dazu haben.

 

Liebe äussern, so oft es geht.

Wir können unseren Liebsten nicht oft genug sagen, was wir für sie empfinden. Warum mit der Liebe hinterm Berg halten? Immer raus damit! Ein «Ich liebe Dich» oder ein «Ich hab’ dich lieb» kann man nicht genug sagen. Wenn du es also fühlst, dann hau es raus, denn vielleicht hast du irgendwann nicht mehr die Chance dazu, es zu äussern.

 

Dinge sagen & fragen, so lange wir es können.

Im letzten Jahr feierte ich Weihnachten mit meiner Familie und der Oma, die Anfang des Jahres überraschend starb. Ich hatte mir vor Weihnachten noch Fragen zurechtgelegt, die ich meiner Familie und meinen Verwandten, ganz besonders aber meiner Oma stellen wollte. Fragen, die man viel zu selten stellt, zum Leben, zu Einstellungen, zur eigenen Geschichte.

Irgendwie, ich weiss nicht mal mehr warum, habe ich die Fragen nicht gestellt. Ich weiss nicht, ob es mir unangenehm war oder ob die Situation nicht gepasst hat, aber schlussendlich ist es auch nicht mehr wichtig. Ich habe sie einfach nicht gestellt.

Und das bereue ich. Ich bereue eigentlich nie etwas, weil ich fest davon überzeugt bin, dass alles aus einem Grund passiert. Auch hier kenne ich den Grund. Und trotzdem tut es weh und das ist okay.

Meine Oma kann ich nicht mehr fragen, daraus habe ich nun gelernt. Diesen Fehler werde ich nicht mehr wieder machen, das habe ich mir fest vorgenommen. Es macht mich zwar traurig, dass ich meine Omi nicht mehr fragen kann, aber ich lerne daraus und werde meine Eltern, meine Verwandten, meine Liebsten ausfragen so lange ich es kann.

Ich hoffe, du musst diesen Fehler nicht erst selbst machen, um in Zukunft anders handeln zu können. Vielleicht reicht ja dieser Post, um dich daran zu erinnern, dass du die Fragen stellst und die Worte sprichst, so lange es noch geht.

 

Gesundheit ist das Wichtigste

Wir können uns den Zeitpunkt, an dem wir sterben, nicht aussuchen, aber wir können mit unserem Lifestyle dazu beitragen, uns und unserem Körper Gutes zu tun und uns gesund und fit zu fühlen. Für die eigene Gesundheit Eigenverantwortung zu übernehmen, ist nicht nur ziemlich erwachsen, sondern zeugt auch davon, dass man das eigene Leben schätzt, dass man an ihm hängt.

 

Zu leben, ist ein riesiges Geschenk, wir sollten nicht leichtfertig mit diesem Geschenk umgehen.

 

Die Zeit deine Träume zu leben, ist jetzt.

Weder du noch ich wissen, wie lange wir auf dieser wundervollen Erde leben dürfen. Doch was wir tun können, ist, unsere Zeit als Erdenbürger/innen in vollen Zügen für uns zu nutzen, sie zu geniessen und nicht in einem Leben zu verharren, das uns nicht glücklich macht.

Wir können unser Leben nach unseren Vorstellungen kreieren und genau diese Schöpferkraft dürfen wir erkennen und für uns nutzen.

 

Trenne dich von allem, was dich beschwert.

Oft halten wir viel zu lange an Menschen und Dingen fest, die uns nicht guttun. Oft aus Angst davor, jemanden vor den Kopf zu stossen. Doch bei diesem Versuch stossen wir immer wieder einer Person vor den Kopf: uns selbst.

Wir dürfen unsere Bedürfnisse ernst nehmen und sollten sie und uns nicht übergehen - uns selbst zuliebe.

 

Lass die Trauer zu.

Ich bin ein sehr emotionaler Mensch und nah am Wasser gebaut. Trotzdem habe ich bei beiden Beerdigungen nicht geweint. Ich hätte weinen können, aber ich wollte nicht, denn mein Antrieb war, für meine kleine Schwester stark zu sein. Ich wollte ihr, die die ganze Situation sowieso schon mitnahm und die sich immer um alle Gedanken macht, nicht auch noch Sorgen bereiten.

Im Nachhinein habe ich für mich festgestellt, wie ich sehr dieses bewusste Abschiednehmen und Gefühle herauslassen, brauche, um wirklich Abschied nehmen zu können.

Ich habe dies nachgeholt, in dem ich ganz bewusst mit Fokus auf meine Omas beziehungsweise immer jeweils auf eine Oma fokussiert, meditiert habe. In diesen Meditationen gab es Raum für all meine Erinnerungen, meine Emotionen, meine Tränen und genau deshalb waren sie so unglaublich wichtig und heilsam für mich, um von meinen Grossmüttern ganz bewusst Abschied nehmen zu können.

Wenn du also Abschied nehmen möchtest, dann hilft es dir vielleicht auch, dir einen ruhigen Ort zu suchen, die Augen zu schliessen, tief ein und aus zu atmen und an den Menschen zu denken, der gehen musste, dich an die gemeinsamen Momente zu erinnern, der Person in Gedanken zu sagen, was du ihr sagen möchtest, was du vielleicht nicht mehr sagen konntest und ganz bewusst «Auf Wiedersehen» zu diesem Menschen zu sagen.

Lass ihn gehen und entlass ihn und dich damit voller innerem Frieden in die Freiheit.

 

Vielleicht war das der Himmel.

Ich hoffe, du kannst aus diesem Blogpost ein paar Gedanken mitnehmen, die dafür sorgen, dass du nicht erst auf ein nächstes Leben wartest, in dem du es besser machen möchtest, sondern dieses Leben nutzt, um dein Traumleben zu kreieren und zu leben.

 

Denn jetzt ist der richtige Zeitpunkt zu leben, was wir uns wünschen.

 

Und vielleicht…

…Vielleicht fragt uns am Ende unseres Lebens ja auch jemand:

 

«Und, wie war der Himmel?»

 

Was nimmst du aus diesem Blogpost für dich mit? Und hat dich der Tod schon etwas gelehrt? Wenn ja, was wäre das?

Ich freue mich auf deine Rückmeldung in den Kommentaren.

 

Viel Liebe,

Deine Anna

 

Photo by Marc Kästner